
Die Verwendung von Sonnenschutzmitteln ist eine wesentliche Komponente in der Strategie zur Prävention von Hautkrebs. Diese Produkte sind darauf ausgelegt, die Haut vor den schädlichen Auswirkungen der ultravioletten (UV) Strahlung zu schützen, die als ein Hauptfaktor für die Entstehung aller Hauptformen von Hautkrebs gilt, einschließlich Basalzellkarzinom (BCC), Plattenepithelkarzinom (SCC) und Melanom.
Die wissenschaftliche Grundlage des Sonnenschutzes in der Prävention von Hautkrebs
Die Zunahme der Inzidenz von Hautkrebs in den letzten Jahrzehnten hat zu verstärkten Forschungsanstrengungen geführt, um die Rolle des Sonnenschutzes in der Prävention zu verstehen. Ultraviolette (UV) Strahlung, spezifisch die UVA (320-400 nm) und UVB (280-320 nm) Spektren, ist ein etablierter Risikofaktor für alle Hauptformen von Hautkrebs, einschließlich Basalzellkarzinom (BCC), Plattenepithelkarzinom (SCC) und Melanom. Die Schädigung der DNA, oxidative Stressmechanismen und die Immunsuppression sind die primären biologischen Mechanismen, durch die UV-Strahlung zur Kanzerogenese beiträgt.
Schädigung der DNA und Mutagenese
UVB-Strahlung ist besonders energiereich und führt direkt zu DNA-Schäden durch die Bildung von Pyrimidin-Dimeren (insbesondere Thymindimeren), was zu Mutationen führen kann, wenn sie nicht korrekt repariert werden. Diese Mutationen können die Funktion von Tumorsuppressorgenen und Proto-Onkogenen beeinträchtigen, was zur Entstehung von Hautkrebs beiträgt. UVA-Strahlung, die tiefer in die Dermis eindringt, trägt indirekt zur DNA-Schädigung bei, hauptsächlich durch die Generierung reaktiver Sauerstoffspezies (ROS), die oxidative DNA-Schäden verursachen.
Immunmodulation
UV-Strahlung beeinflusst auch die Immunkompetenz der Haut, was die Überwachung und Eliminierung von entarteten Zellen schwächt. Dieser immunmodulierende Effekt erhöht das Risiko für die Entwicklung und Progression von Hauttumoren.
Effektivität von Sonnenschutzmitteln
Die Effektivität eines Sonnenschutzmittels wird durch den Sonnenschutzfaktor (SPF) angegeben. Der SPF-Wert misst, wie gut das Sonnenschutzmittel die Haut vor UVBStrahlen schützt, die für Sonnenbrand und einen Teil des Hautkrebsrisikos verantwortlich sind. Ein höherer SPF-Wert bietet einen höheren Schutz, allerdings steigt der Schutz nicht proportional zum SPF-Wert. Während SPF 30 etwa 97% der UVB-Strahlen blockiert, blockiert SPF 50 etwa 98%.
Breitspektrum-Schutz
Für einen umfassenden Schutz ist es wichtig, ein Breitspektrum-Sonnenschutzmittel zu verwenden, das sowohl vor UVA- als auch UVB-Strahlen schützt. UVA-Strahlen dringen tiefer in die Haut ein und sind maßgeblich an der Hautalterung und der Entwicklung von Hautkrebs beteiligt. Die Kennzeichnung "Breitspektrum" auf einem Sonnenschutzmittel bedeutet, dass es gegen beide Arten von UV-Strahlen schützt.
Anwendung und Dosierung
Die Wirksamkeit von Sonnenschutzmitteln in der Praxis hängt von der korrekten Anwendung (ca. 30 min. vor Sonnenexposition auftragen) und Dosierung ab. Forschungen zeigen, dass die Mehrheit der Verbraucher Sonnenschutzmittel nicht in der empfohlenen Menge von 2 mg/cm² Haut aufträgt (Realität ca. 0,5mg/cm2), was zu einem signifikant reduzierten Schutz führt. Zudem ist der regelmäßige Wiederauftrag, insbesondere nach Schwimmen oder Schwitzen, für die Aufrechterhaltung des Schutzes essenziell (die „Gesamt-Schutzdauer“ wird dadurch nicht verlängert).
Zusätzliche Maßnahmen
Obwohl Sonnenschutzmittel ein wichtiger Bestandteil der Hautkrebsprävention sind, sollten sie als Teil einer umfassenderen Sonnenschutzstrategie betrachtet werden. Dazu gehören das Tragen von schützender Kleidung, das Aufsuchen von Schatten, besonders während der Spitzen-UV-Stunden (11-15 Uhr) und die Verwendung von Hüten und Sonnenbrillen.
ABC-Regel des Sonnenschutzes (Ausweichen, Bekleiden, Cremen)Das „Sonnenschutzparadoxon“
Die Melanom- und Hautkrebsraten steigen weltweit, und das, obwohl immer mehr Sonnenschutzmittel verwendet werden. Doch wie kann das sein? Die Antwort liegt in einem trügerischen „falschen Gefühl der Sicherheit“, das von Sonnenschutzmitteln vermittelt wird. Dieses Phänomen nennt sich „Sonnenschutzparadoxon“.
Der Fehler
Wer Sonnencreme aufgetragen hat, neigt dazu, öfter und länger in die Sonne zu gehen, als ohne Sonnenschutz.
Ein höheres Bewusstsein führt also nicht zwangsläufig zu einem effektiveren Schutz.
Warum sollte ich Sonnenschutzmittel verwenden?
Ziel muss die Entwicklung von Strategien zur Überwindung von Wissens- und Anwendungslücken in Bezug auf Sonnenschutz und Hautkrebsprävention und das sogenannte Sonnenschutzparadox sein.
Sonnenschutzmittel reduzieren die allgemeine UV-Belastung und senken das Risiko von Hautkrebs und Sonnenschäden.
Eine Studie hat gezeigt, dass die tägliche Verwendung eines Sonnenschutzmittels mit einem Lichtschutzfaktor (LSF) von 15 oder höher das Risiko, an einem Melanom zu erkranken, um 50 Prozent verringert, wenn es vorschriftsmäßig verwendet wird.****
Weitere Punkte, die zu beachten sind:
- Hautkrebsrisikofaktoren: Hauttyp und familiäre Vorbelastung bestimmen das erforderliche Schutzniveau.
- Lichtempfindlichkeit: Unabhängig vom Hauttyp machen bestimmte Medikamente und Erkrankungen Ihre Haut sehr empfindlich gegenüber der Sonne, so dass ein höheren Schutz benötigt wird.
Obwohl Sonnencremes eine wichtige Rolle spielen, stellen sie im Vergleich zu Maßnahmen wie dem Tragen von Sonnenschutzkleidung und dem Meiden direkter Sonneneinstrahlung die am wenigsten effektive Maßnahme zum Schutz der Haut dar.
Fazit
Die konsequente Verwendung von Sonnenschutzmitteln kann das Risiko der Entwicklung von Hautkrebs reduzieren. In Kombination mit weiteren Schutzmaßnahmen bildet sie eine effektive Strategie zur Minimierung der schädlichen Auswirkungen der UV-Strahlung auf die Haut. Für Personen mit einem erhöhten Risiko für Hautkrebs, wie solche mit heller Haut, zahlreichen Muttermalen oder einer familiären Vorgeschichte von Hautkrebs, ist der konsequente Einsatz von Sonnenschutzmitteln besonders wichtig.
In einer Studie aus Kanada konnte gezeigt werden, dass Kanadier, die in Provinzen mit hohen Melanomraten leben, mit größerer Wahrscheinlichkeit angaben, Sonnenschutz zu verwenden, sich der gesundheitlichen Risiken der Sonnenexposition bewusster waren und eher den UV-Index im Blick behielten. Aber: Letztlich waren sie aber trotz besseren Wissens besonders oft in der Sonne, stellte man in der Auswertung fest.** In einer weiteren Untersuchung im Vereinigten Königreich ergaben sich überraschende Hinweise: Die Verwendung von Sonnenschutzmitteln wurde mit einem mehr als doppelt so hohen Risiko für Hautkrebs in Verbindung gebracht.***
In Bezug auf diese Daten lässt sich festhalten: „Das Problem ist, dass die Menschen Sonnenschutzmittel als „Erlaubnis“ zum Bräunen benutzen. Die Menschen glauben, dass sie vor Hautkrebs geschützt sind, weil sie ein Produkt verwenden, das zur Vorbeugung einer Erkrankung vermarktet wird.“
*Bildquelle - Dr. Prof. Stoffels: Kliniken Essen-Mitte
**Alli, S.; LeBeau, J.; Hasbani, A.; Lagacé, F.; Litvinov, I.V.; Peláez, S. Understanding the Perceived Relationship between Sun Exposure and Melanoma in Atlantic Canada: A Consensual Qualitative Study Highlighting a “Sunscreen Paradox”. Cancers 2023, 15, 4726. https://doi.org/10.3390/cancers15194726
***Richie Jeremian, Pingxing Xie, Misha Fotovati, Philippe Lefrançois, Ivan V. Litvinov; Gene–Environment Analyses in a UK Biobank Skin Cancer Cohort Identifies Important SNPs in DNA Repair Genes That May Help Prognosticate Disease Risk. Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 1 November 2023; 32 (11): 1599–1607. https://doi.org/10.1158/1055-9965.EPI-23-0545
**** Adèle C. Green et al. Reduced Melanoma After Regular Sunscreen Use: Randomized Trial Follow-Up. JCO 29, 257-263(2011). DOI:10.1200/JCO.2010.28.7078